Der fertige Linux-Kernel 2.6 steht im Dezember zur Verfügung, sagte Entwicklungsleiter Andrew Morton. Demnach folgt der zurzeit verfügbaren Variante "2.6.0-test10" keine weitere Testversion des 2.6er-Kernels. Im Vergleich zur Kernel-Version 2.4 bietet die neue Variante des Open-Source-Betriebssystems eine verbesserte Skalierbarkeit auf 32-Wege-Servern. Außerdem wurden die Ansteuerung der CPU, das Speicher-Management und das Dateisystem überarbeitet. Auf 32-Bit-Intel-Systemen unterstützt Linux 2.6 bis zu acht Gigabyte Speicher. Weitere Verbesserungen betreffen das Threading, Schnittstellentreiber und die Verwaltung logischer Datenträger.
Wie schnell die Distributoren den neuen Kernel in ihre Linux-Pakete integrieren werden, bleibt abzuwarten. So will zum Beispiel Red Hat erst ab 2005 ein Enterprise-Linux auf Basis der Version 2.6 anbieten (Computerwoche online berichtete). Zu erwarten ist, dass der Hersteller den Kernel 2.6 zunächst mit der frei verfügbaren "Fedora"-Edition testet. Auch Jürgen Geck, Chief Technology Officer bei Suse, zeigte sich zurückhaltend. Demnach sei aufgrund weitreichender Änderungen in der Systemarchitektur mit größeren Problemen als bei früheren Kernel-Versionen zu rechnen. Die Hersteller portieren jedoch Funktionen der Version 2.6 in den Linux-Kern 2.4. In Verbindung mit dem "Backporting" bieten sie Unternehmenskunden auch Patches an, die laut Torvalds nicht den Standard-Versionen entsprechen. Dadurch bestehe die Gefahr, dass sich mehrere nicht kompatible Linux-Versionen herausbilden, wie dies bei Unix der Fall war. Das wollen die Entwickler durch die Implementierung der von den Anbietern verwendeten Funktionen in den Kernel 2.6 verhindern. Laut OSDL-Geschäftsführer Stuart Cohen haben Branchenvertreter wie Oracle, Peoplesoft und IBM kein Interesse an einer Zersplitterung von Linux. "Es gibt viel Druck seitens der Industrie, ein einheitliches Betriebssystem zu erhalten", so der OSDL-Chef. (Computerwoche)